Solidarität: Fair Play in Nischensportarten
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10 Juni 2022Der Sport und die Freundschaft gehen oft Hand in Hand und stehen für Geschichten, die über den schieren Wettbewerb hinausgehen.
Nicht zuletzt steht der Sport für Gemeinschaft und gemeinsame Erfahrungen. So auch für die US-Amerikanerinnen Erin Jackson und Brittany Bowe, beide meisterhafte Eisschnellläuferinnen – und außerdem beste Freundinnen.
Während der Winterspiele 2022 in Peking schrieb Jackson Geschichte: Als erste Afroamerikanerin gewann sie die Goldmedaille im Eisschnelllauf. Ein Sieg, der nur dank ihrer Freundin Brittany zustande kam. Nun erzählen wir euch, wieso.
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Von den Rädern zu den Kufen
Erin Jackson, 29 Jahre alt, aus Ocala, Florida, hat das Eislaufen erst vor sechs Jahren erlernt. Eine Tatsache, die dieser Geschichte schon so ein besonderes Narrativ verleiht. Umso bewegender jedoch macht es die rührende Geschichte, die sich im Hintergrund abgespielt hatte. Denn Erin sollte eigentlich nicht bei Olympia antreten. Bei den Olympic Trials, um die Qualifikation für die Spiele zu schaffen, rutschte sie aus und verpasste so das Limit.
Das war’s mit den großen Träumen von Gold, Erins Reise hat schon geendet, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Eine unglaubliche Enttäuschung, zumal Erin das nicht olympische Inline-Speedskating für den Eisschnelllauf aufgegeben hatte, um sich ihren Traum zu erfüllen. Der US-amerikanische Eisschnelllauf-Guru Ryan Shimabukuro hatte sich ihrer angenommen, um den Übergang von Rädern auf Kufen zu vollziehen.
Im Jahr 2018 durfte Erin noch zu den Winterspielen in Pyeongchang, wo es aber nicht mehr als für den ernüchternden 24. Platz reichte. Peking sollte als große Bühne für die Wiedergutmachung dienen und ihren Namen in die Sportgeschichte eingehen lassen. Es war ein flüchtiger Augenblick, ein ungewohnter Fehler, der diese Chance wie aus dem Nichts in Luft auflöste und Erin mit bitteren Tränen zurückließ.
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Ein Hoch auf die Freundschaft
Hier tritt nun ihre Freundin Brittany Bowe auf die Bühne. Auch Brittany stammt aus Ocala. Ihre Laufbahn zeichnen unzählige Erfolge, darunter Bronze bei Olympia 2018 und fünf Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften.
Eine Gewinnerin im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Brittany entschied sich dafür, in einem Akt tiefer Freundschaft und ehrlichen Fair Play auf ihren Startplatz über 500 Meter zu verzichten und ihrer langjährigen Freundin Erin abzutreten. Brittany hatte sich schon für die Rennen über 1000 Meter und 1500 Meter qualifiziert.
Durch eine glückliche Wendung erhielt die USA schließlich noch einen dritten Startplatz für die 500 Meter und Brittany konnte trotz ihres Verzichts auch in dieser Disziplin in Peking antreten. Der Rest ist Geschichte: Erin gewinnt Gold und lässt sich, eingehüllt in der Stars and Stripes, zu Recht feiern. „Ich glaube nicht, dass jemand gerade stolzer auf Erin ist, als ich es bin“, freute sich Brittany nach dem Triumph ihrer Freundin.
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