
Fair Play in einer Zeichnung: Schüler/innen aus Bozen und Salurn gewinnen Zeichenwettbewerb
1 Juli 2025
Eine Fair-Play-Geschichte: Hier sind die Gewinnerinnen und Gewinner des Wettbewerbs für Oberschulen
30 September 2025Im Geiste des Fairplay ist Sport weit mehr als bloßer Wettkampf – er ist ein Instrument des Wandels. Er steht für Inklusion, Leidenschaft und den Mut, Grenzen zu überwinden. Die Geschichte der Tigers Bozen, eines Powerchair-Hockey-Teams, das 2009 ins Leben gerufen wurde, zeigt eindrucksvoll, wie aus einer Idee weit mehr entstehen kann als nur ein Sportprojekt: eine Gemeinschaft, eine Chance für viele – und eine Inspiration für uns alle.
Von der Idee aufs Spielfeld: Die Entstehung der Tigers
Alles begann am 30. Juli 2009: Gianluca Callà, seit 2001 aktiver Powerchair-Hockey-Spieler in Genua, kommt nach Südtirol – und bringt seine Leidenschaft für diesen inklusiven Sport mit. In einer Region, in der Powerchair-Hockey bis dahin gänzlich unbekannt war, gelingt es ihm, gemeinsam mit der Südtiroler Sektion der UILDM (Italienischer Verband gegen Muskeldystrophie) und einer kleinen Gruppe engagierter Unterstützer – Giorgio Tonin, Stefano Minozzi, Salvatore Cittadino und Lorenzo Friso – das erste Team des Landes zu gründen.
So entstehen die Tigers Bozen – in Orange, inspiriert vom Trikot der niederländischen Nationalmannschaft, einer der erfolgreichsten Teams weltweit. Doch die Farbe ist nur ein Detail. Die Identität der Tigers beruht von Anfang an auf drei tragenden Säulen: Inklusion, Offenheit und gelebte Teilhabe. Heute zählen zwölf Athletinnen und Athleten zum Kader – verschieden in Alter, Geschlecht und Herkunft, aber vereint in der Freude am Spiel und dem gemeinsamen Glauben, dass Sport für alle zugänglich sein sollte. Auch für jene, die sich im Leben oft von solchen Erlebnissen ausgeschlossen fühlen.
Die Mannschaft ist der FIPPS (Italienischer Paralympischer Verband für Powerchair-Sport) angeschlossen und nimmt an der nationalen Serie B teil, mit dem Ziel, den Aufstieg in die Serie A2 zu schaffen. Trainiert wird mittwochs und freitags in der Turnhalle der Mittelschule Archimede in Bozen. Die offiziellen Spiele finden sonntagnachmittags statt, doch der Spielplan der Tigers beschränkt sich nicht auf die nationale Liga: Das Team nimmt auch an internationalen Turnieren in den Niederlanden, Deutschland und Tschechien teil und misst sich dort mit einigen der stärksten Mannschaften Europas.
Mehr als nur Sport
Das Engagement der Tigers endet nicht am Spielfeldrand. Mit großem Einsatz organisiert das Team regelmäßig Veranstaltungen und Sensibilisierungskampagnen, um Powerchair-Hockey und die damit verbundenen Werte einer breiteren Öffentlichkeit näherzubringen. Jeder Infostand, jede Vorführung im öffentlichen Raum ist eine Einladung zum Dialog – über Sport, Inklusion und die Bedeutung gesellschaftlicher Teilhabe. Dabei geht es stets um mehr als nur das Spiel. Es geht darum, sichtbar zu machen, dass jeder Mensch – unabhängig von körperlichen Voraussetzungen – im Sport eine Quelle von Freude, persönlichem Wachstum und Gemeinschaft finden kann. Das Motto des Teams, „Geboren, um zu siegen“, ist weit mehr als ein sportlicher Leitspruch. Es ist ein Ausdruck von Haltung und Zielstrebigkeit – ein Symbol für einen Weg, der aus dem Nichts begann und heute als leuchtendes Beispiel für einen Sport steht, der verbindet, Türen öffnet und Brücken baut. Eine Geschichte, die erzählt werden muss – auf und neben dem Spielfeld.
Interview mit Gianluca Callà:
Wie ist deine Leidenschaft für diesen Sport entstanden und was hat dich dazu bewegt, ihn nach Südtirol zu bringen?
Mein Abenteuer mit Powerchair-Hockey begann im Jahr 2001 in Genua. Ich hatte gerade eine neue Arbeitsstelle angetreten, als mich ein Kollege – Davide Garofano – dazu ermutigte, diesen besonderen Sport einmal auszuprobieren. So schloss ich mich den All Blacks, dem lokalen Team in Genua, an und spielte dort bis 2006. Als ich danach nach Bozen zog, stellte ich schnell fest, dass es in Südtirol keinerlei vergleichbare Sportangebote gab. Doch anstatt mich damit abzufinden, beschloss ich, aktiv zu werden: Ich stellte das Projekt einigen lokalen Vereinen vor – und 2009 begannen wir mit dem Aufbau der Mannschaft.
Was waren in den ersten Jahren die größten Herausforderungen und wie habt ihr sie überwunden?
Anfangs gab es viele Schwierigkeiten. Es fehlte sowohl an Ausrüstung als auch an einer geeigneten Trainingsstätte. Zum Glück zeigten der Präsident und der Vizepräsident des Verbands sofort Interesse, vor allem wegen der Möglichkeit, auch Personen spielen zu lassen, die ihre Arme nicht benutzen können – dank des Einsatzes von T-Sticks. Wir bezogen einige Mitglieder mit ein, fanden jemanden, der uns die Schläger besorgen konnte, und starteten das Projekt. Um uns Spielerfahrung zu verschaffen, empfahl ich vier Spielerinnen und Spielern – mich eingeschlossen – sich zunächst einem bereits bestehenden Team anzuschließen: dem Sen Martin aus Modena. Dort bestritten wir unsere erste Saison – noch im Trikot von Modena. Schließlich gelang es uns 2010, uns als Tigers bei den nationalen Meisterschaften anzumelden.
Was bedeutet für dich das Motto „Geboren, um zu siegen“?
„Geboren, um zu siegen“ ist ein Hashtag, den ich selbst ins Leben gerufen habe. Etwa alle zwei bis drei Spielzeiten entwickle ich gerne ein neues Motto, das den Geist und die Entwicklung der Mannschaft widerspiegelt. Dieses Motto ist für uns weit mehr als ein Slogan – es ist zu einem Symbol geworden: für Entschlossenheit, für unsere Identität als Team und für den Stolz, gemeinsam für etwas Größeres einzustehen.
Wie tragen die Tigers dazu bei, eine inklusivere Sportkultur in der Region zu fördern?
Powerchair-Hockey ist nach wie vor eine eher unbekannte Sportart – genau deshalb spielt Öffentlichkeitsarbeit für uns eine zentrale Rolle. Wir organisieren regelmäßig Infostände, zum Beispiel im Einkaufszentrum Twenty oder im Krankenhaus San Maurizio, und beteiligen uns mehrmals im Jahr an Sensibilisierungsveranstaltungen. Auch sportlich sind wir auf verschiedenen Bühnen präsent – sowohl national als auch international. So haben wir etwa drei Jahre in Folge am Festival der Bewegung auf den Talferwiesen und in der Messe Bozen teilgenommen. Darüber hinaus waren wir mehrfach beim Sommerturnier in Eindhoven, beim Memorial Bruno Frattini im Forum Assago und bei den Finalspielen der italienischen Meisterschaft in Lignano Sabbiadoro (Udine) vertreten. In den letzten Jahren haben wir auch eigene Turniere organisiert – darunter den Tigerscup in den Jahren 2014 und 2015 sowie mehrere Memorial-Turniere zu Ehren verstorbener Mitspieler, wie unserer geschätzten Teamkollegen Clemens Innerhofer und Andreas Misterka. All diese Gelegenheiten dienen nicht nur dazu, Powerchair-Hockey sichtbar zu machen, sondern vor allem auch dazu, neue Menschen für den Sport zu begeistern – insbesondere junge Menschen.
Was sind deine Träume oder Ziele für die Zukunft der Mannschaft?
Unser Ziel ist klar: Wir wollen in die Serie A1 aufsteigen, die höchste Spielklasse im Powerchair-Hockey. Der Unterschied zu den unteren Ligen ist deutlich spürbar – nicht nur in der Spielstärke der Teams, sondern auch im Tempo: Während in der Serie B mit 12 km/h gespielt wird, sind in der A2 und A1 bis zu 15 km/h erlaubt. In dieser Saison haben wir erstmals in der Serie B gespielt – und es war eine echte Herausforderung: Wir belegten den letzten Platz in einer Gruppe von vier Teams. Jetzt richten wir unseren Fokus darauf, uns weiterzuentwickeln und den Aufstieg ins Auge zu fassen. Aktuell besteht unser Kader aus elf Athlet:innen, darunter zwei Frauen. Wir arbeiten mit viel Engagement daran, nicht nur sportlich besser zu werden, sondern auch als Gemeinschaft zu wachsen – auf dem Spielfeld und darüber hinaus.
„Im Titelbild: ein Foto der Mannschaft der Tigers Bozen (Foto: Facebook-Seite Tigers Bozen)




